Brief der "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" an Bischof Bünker

Sehr geehrter Herr Bischof Dr.Bünker !

Ich schreibe Ihnen als einer der Sprecher der Gruppe "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" (Österreich), die lokale Sektion einer Föderation "European Jews for a Just Peace", die sich in 10 westeuropäischen Ländern, wie der Name sagt, für einen gerechten Frieden zwischen Israel und dem palästinensischen Volk einsetzt. Aus diesem Grund nehmen wir an der Veranstaltung "Gaza muss leben" , einer rein humanitären Aktion, teil. Dies hat nichts mit einer Unterstützung der Hamas zu tun. Auch die Kommisssarin Ferrero-Waldner hat die Kollektivbestrafung der Bevölkerung Gazas verurteilt.

Die "www.juedische.at" zitiert eine Erklärung von Ihnen, dass "Antisemitismus und Rassismus in evangelischen Einrichtungen keinen Platz haben", was wir durchaus verstehen. Aber meinen Sie, dass wir als jüdische Gruppe wirklich mit "antisemitischen Organisationen" gemeinsame Sache machen würden ? Oder diese mit uns, wären sie tatsächlich antisemitisch ? Wir haben uns überzeugt, dass die AIK - was immer ihre politischen Ziele sein mögen - keineswegs antisemitisch ist. Übrigens ist die AIK weder Alleinveranstalterin noch Organisatorin der Aktion "Gaza muss leben". Besonders in letzter Zeit wird jede Veranstaltung oder Aussage Einzelner, die auf Israels Besatzungspolitik oder auf die Rechte des palästinensischen Volkes hinweisen wie bei der leisesten Kritik an Israel, von der Israelitischen Kultusgemeinde, der oben genannten website und von der "Aktion gegen Antisemitismus" des DÖW, als "antisemitisch" angeprangert. Auch wir, die EJJP wie auch zahlreiche Friedensgruppen in Israel (z.B. "Rabbis for Human Rights") mit denen wir enge Kontakte pflegen, stehen der Besatzungspolitik Israels äusserst kritisch gegenüber. Wir scheuen uns nicht dies öffentlich zu bekennen. Die genannten Organisationen wollen dies aber nicht wahrhaben. Da österreichische Organisationen wie auch die Medien gegenüber Anschuldigungen des Antisemitismus sehr sensibel sind, wird die Richtigkeit dieser Angriffe, woher immer sie kommen, oft nicht weiter überprüft. Welche Beweise wurden Ihnen, sehr geehrter Herr Bischof, vorgelegt ? Auch wurde Ihnen die Teilnahme einer jüdischen Gruppe an dieser Veranstaltung, wohlweislich vorenthalten. Vielleicht hätte dies bei der Entscheidung über die Abhaltung der Veranstaltung im Albert-Schweitzer-Haus eine Rolle gespielt.

Mit freundlichen Grüssen,
MMag. Peter Melvyn

P.S. Ich erlaube mir Ihnen ein jüngst erschienenes Buch zu dieser Thematik zu empfehlen, u.zw. John Bunzl/Alexandra Senft (Hrsg.),"Zwischen Antisemitismus und Islamophobie" (VSA-Verlag, 2008).